Sympathiezauber
21. Oktober 2013
Wie beeinflusst die Sonne den Menschen? Was hat der Klimawandel mit unserem Weltbild zu tun? Was passiert mit dem Begriff der Geschichte, wenn sich dessen Umwelt als körperliche Erfahrung in Erinnerung bringt? Wenn der Anthropologe Taussig über Möglichkeiten einer „Wiederverzauberung der Sonne“ spricht, geht es ihm nicht um die esoterische Rückkehr zu vergangenen Kulten. Vielmehr will er erörtern, wie sich mit der Veränderung der Welt neue Geschichtsbilder entfalten. Im Zentrum seines Vortrags werden deshalb auch die Bedingungen stehen, unter denen der Zusammenhang von Körperlichkeit, Erfahrungen, Dingen und Sprache sich so vorstellen lässt, dass Literatur, Philosophie und Anthropologie in ein neues Verhältnis zueinander treten.
Eines der Themen, die Taussig seit Beginn seiner Forschungsarbeit vor über 40 Jahren besonders umtreiben, ist die Sozialität der Beziehung zwischen Mensch und Welt. In seinem Buch „Sympathiezauber. Texte zur Ethnologie“, das er mit seinem Vortrag vorstellt, bringt der gebürtige Australier die Erfahrungen und Erkenntnisse aus seinen Feldforschungen in Südamerika mit Überlegungen zur Geschichte der Anthropologie zusammen. „Den Mythos im Natürlichen und das Reale in der Magie zu sehen, die Geschichte zu entmythologisieren und ihre verdinglichte Repräsentation wieder zu verzaubern: das ist ein erster Schritt“, erklärt er.
Die Veranstaltung „Walter Benjamin, the Dialectical Image and the Re-enchantment of the Sun“ organisiert der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ zusammen mit dem Verlag Konstanz University Press. Dort erscheint neben Taussigs Buch „Sympathiezauber“ im Sommer 2014 auch eine Übersetzung seines neuesten Werks über „Beauty and the Beast“, die Geschichte der tragischen Beziehung zwischen Schönheitskult und Drogenkriminalität in Kolumbien.